Bausparkassen tragen ihre Probleme zu Sparern

Last Updated: Samstag, 11.11.2023By

Die niedrigen Zinsen bringen Bausparkassen in die Klemme: Sparer durch Notfonds geschützt?

Dieser valutiert in Höhe von weniger als der Hälfte. Manchen Instituten fehlt der frühere Puffer.

Bausparkassen sind durch niedrige Zinsen für Sparer interessant geworden. Zielrichtung war und ist es noch geplante Baumaßnahmen für junge und ältere Familien zu unterstützen, die sich sonst kein Eigenheim leisten könnten. Zu früher niedrigen Habenzinsen von über lange Zeit drei Prozent pro Jahr sind Bausparkassen als Gönner durch historisch niedrige Zinssätze in eine Bredouille geraten. Immer mehr Kunden lassen heute von den Unternehmen als hochverzinslich definierte Altverträge ungenutzt. Sie kassieren für ihre Einlagen attraktive Zinsen. Immer weniger Bauspardarlehen werden abgerufen. Die früher als günstig erschienenen Zinssätze von meist 4,5% pro Jahr werden heute als teuer empfunden – und sind es auch im Vergleich zu anderen Immobilienkrediten. Die Einlagenseite profitiert, dass viele Kunden einen Bausparvertrag abschließen, um sich die jetzt günstigen Zinssätze für spätere Zeitpunkte zu sichern. Das führt zu einem schwindenden Zinsüberschuss. Die wichtigste Ertragsquelle der zwölf privaten Bausparkassen sowie der acht öffentlich-rechtlichen Landesbausparkassen (LBS) gerät zur Verlustquelle.

Status der Bausparkassen und zu erwartende Maßnahmen

Wie die Bundesbank mitteilte, ist der Zinsüberschuss der 20 deutschen Bausparkassen zwischen 2012 und 2017 um 20 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Sie steuern dieser Entwicklung entgegen, indem sie Hunderttausende Altverträge gekündigt haben, was als zulässig einzustufen ist (Quelle: Bundesgerichtshof). Trotzdem gibt es auf der Zinsseite keine Entwarnung, solange die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik mit Negativzinsen fortsetzt. In den Bilanzen der Bausparkassen fällt auf, dass der Fonds zur bauspartechnischen Absicherung (genannt: Notfallfonds) seit 2012 um 70 Prozent gesunken ist. Im Jahr 2017 wurde aus diesem Krisenpuffer allein die Hälfte entnommen. Derzeit umfasst er noch 637 Millionen Euro (Monatsbericht August 2018 vom 10.09.2018). In den Fonds befinden sich Rücklagen, die den Bausparern zustehen (Schick, G.; Finanzfachmann der Grünen im Bundestag).

Der Fonds zur bauspartechnischen Absicherung ist als Sicherheitspuffer der Bausparkassen definiert.   Die darin enthaltenen Gelder sollen dem Schutz der Bauspargemeinschaft als Ganzes dienen. Es handelt sich bei dem Fonds – in Opposition zu Schick – nicht um Gelder, die dem Bausparer zustehen. Die Mittel des Fonds stammen aus dem versteuerten Gewinn der Bausparkasse. Sie sind als Eigenkapital im Sinne einer Gewinnrücklage zu charakterisieren (Sprecher des Verbandes der privaten Bausparkassen). Nach Angaben der Bundesbank nutzen Bausparkassen die mit Inkrafttreten des geänderten Bausparkassengesetzes und der Bausparkassen-Verordnung aus dem Jahr 2015 eingeführte flexible Verwendung dieses Fonds und lösten zum Teil erhebliche Beträge auf.

 

Die beiden Grafiken zeigen die aktuelle Entwicklung der Rücklagen der Bausparkassen seit dem Jahr 2014 und die als kritisch zu bewertende Situation seit dem Jahr 2014. Das Verhältnis zwischen Bauspardarlehen  und Bauspareinlagen ist seit dem Jahr 2000 als kritisch zu sehen. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte ein Finanzinstitut positiv bewerten, wenn die Einlagen größer sind als die ausgegebenen Darlehen. Bei Bausparkassen ist diese Besonderheit seit fast zwanzig Jahren umgekehrt, also negativ zu sehen, da die bei Vertragsabschluss vor Jahren zugesagten Zinssätze nicht wie bei „gängigen“ Finanzinstituten angepasst, vulgo: gesenkt werden können.

Verwendung der Notfallfonds in der Branche

Die Kassen machen von Zugriffen auf die Fonds regen Gebrauch, so dass der Puffer bei einigen Kassen schon aufgebraucht sei (vgl. Schick ebda.). Entspannt ist die Entwicklung bei den acht Landesbausparkassen (LBS) zu sehen, deren Notfallfonds nur um etwa zwei Millionen Euro auf       186 Millionen Euro sank. Das Minus bei privaten Bausparkassen beträgt zu Lasten ihrer Reserven mehr als 60 Prozent. Die Rücklagen in den Fonds haben sich auf 451 Millionen Euro vermindert.

Diese Notfonds sind in ihren Volumina gesunken, weil Umschichtungen in den Reserven vorgenommen worden sind. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall hat ihren Fonds als größte deutsche Bausparkasse von 702 auf 279 Millionen Euro reduziert. Parallel dazu sind die Eigenmittel von        3277 auf 3749 Millionen Euro gestiegen. Die Mittel wurden in den Fonds für allgemeine Bankrisiken umgeschichtet. Damit wird er den Eigenmitteln zugerechnet. Diese Maßnahme ist als stärkere Kreditvergabe außerhalb des Bauspargeschäfts zu definieren. Andere Bausparkassen haben nicht ihr Eigenkapital gestärkt, sondern mit den Fondsentnahmen ihre Ertragslage aufgebessert.

Bekannte Bausparkassen haben ihren Notfallfonds vollständig aufgezehrt. Das ist gesetzlich zulässig Die Fonds können dazu verwendet werden, um Institute auf soliden Ertragspfaden zu halten. Der gesetzliche Verwendungszweck sieht vor, dass die Sicherung der für den nachhaltigen Betrieb des Bauspargeschäfts erforderlichen kollektiv bedingten Zinsspanne abgedeckt sein muss. Wie aus den Bundesbank-Statistiken im Monatsbericht hervorgeht, haben die Bausparkassen sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr 2016 Erträge von etwa 700 Millionen Euro ausgewiesen. Dieser Posten speist sich weitgehend aus dem Notfallfonds und lag über den Vergleichswerten der Vorjahre.

Fazit

Die Schere des klassischen Bauspargeschäfts geht mit Stetigkeit weiter auseinander. Im Jahr 2017 beliefen sich die Bauspardarlehen auf etwa 12,5 Milliarden Euro. Die 20 Institute haben Kredite über 133 Milliarden Euro vergeben. Bauspardarlehen repräsentieren davon etwa zehn Prozent. Kollektivgeschäft überwiegt die Einlagen mit  170 Milliarden aus 180 Milliarden Euro.  Bei bedeutenden Bausparkassen machen die Bauspardarlehen an den Krediten nur noch 6,3 Prozent aus. Im Jahr 2017 wurden acht Prozent aufgezeigt. Mit 21 Prozent hat die Deutsche Bausparkasse Badenia den höchsten Wert vor der LBS Ostdeutschland mit knapp 19 Prozent erreicht. Bei Wüstenrot, der Nummer zwei, sind es knapp 14 Prozent. In der Folge müssen regionale Unterschiede erkannt werden. Dem Sparer, der mit diesen Mitteln bauen möchte, ist heute zu empfehlen gängigere Wege zu suchen. Neue Finanzinstitute drängen auf den Markt und die für Kredite zu zahlenden Zinsen werden mittelfristig niedrig bleiben. Zu empfehlen ist immer die langjährige Zinsbindung mit geringfügig höheren Zinssätzen, die – entgegen der Meinung der Bürger – nur über zehn Jahre absolute Sicherheit verspricht.

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