SGT AG: Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zum Thema provisorische Nachlassstundung

Last Updated: Donnerstag, 21.03.2024By Tags:

Interviewer: Herr Reime, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Die provisorische Nachlassstundung ist ein wichtiges Instrument im Schweizer Recht. Können Sie uns erklären, wie dieses Verfahren funktioniert?

Jens Reime: Natürlich. Die provisorische Nachlassstundung ist ein Verfahren, das Unternehmen, die zahlungsunfähig oder überschuldet sind, die Möglichkeit bietet, vorübergehend von der Pflicht zur Begleichung ihrer Schulden befreit zu werden. Dies gibt dem Unternehmen Zeit, einen Sanierungsplan zu entwickeln oder einen Nachlassvertrag mit den Gläubigern auszuhandeln. Es ist eine Art Atempause, die darauf abzielt, ein Unternehmen vor dem Konkurs zu bewahren.

Interviewer: Kürzlich gab es einen Fall mit der SGT, die eine solche Stundung beantragt hat. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Jens Reime: Die SGT, ein Unternehmen im Edelmetallgeschäft, geriet aufgrund von internen Betrugsfällen in finanzielle Schwierigkeiten. Nach der Entdeckung der Unregelmäßigkeiten durch einen ihrer Mitarbeiter sah sich der Verwaltungsrat gezwungen, eine provisorische Nachlassstundung zu beantragen, um Zeit für die Ausarbeitung eines Sanierungsplans zu gewinnen.

Interviewer: Was waren die spezifischen Gründe für die Beantragung der Nachlassstundung durch die SGT?

Jens Reime: Die SGT wies nach, dass sie aufgrund der Handlungen eines Mitarbeiters überschuldet war und ihren Kunden Geld oder Gold schuldete, das nicht mehr vorhanden war. Sie benötigte die Nachlassstundung, um eine Lösung mit ihren Gläubigern zu verhandeln, und plante, in Zusammenarbeit mit der SGB Vault AG einen Recovery- und Business-Plan umzusetzen.

Interviewer: Wie hat das Gericht auf den Antrag reagiert?

Jens Reime: Das Gericht lehnte den Antrag ab, da die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung oder Zustimmung zu einem Vergleichsvertrag nicht überzeugend dargelegt wurden. Besonders problematisch war die Ungewissheit über das Ergebnis der angestrebten Rückgewinnung von Vermögenswerten, welche die einzige Einnahmequelle des Antragstellers darstellte.

Interviewer: Welche Lehren können aus diesem Fall gezogen werden?

Jens Reime: Dieser Fall zeigt die Bedeutung einer sorgfältigen Due Diligence und Risikobewertung im Geschäftsleben. Es unterstreicht auch die Wichtigkeit eines soliden Sanierungsplans, der die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Restrukturierung klar darlegt, bevor eine Nachlassstundung beantragt wird.

Interviewer: Herr Reime, wir danken Ihnen für diese aufschlussreichen Informationen und Ihre Zeit.

Jens Reime: Es war mir ein Vergnügen. Danke, dass Sie mich eingeladen haben

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