Finanzplatz Liechtenstein verliert an Attraktivität für kritische Anleger

Last Updated: Samstag, 06.07.2024By

Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev und Rechtsanwalt Jens Reime

Interviewer: Frau Bontschev, Herr Reime, die jüngste Meldung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein zu Goldinvestments hat für Aufsehen gesorgt. Wie bewerten Sie diese aus Sicht des Anlegerschutzes?

Bontschev: Die Meldung ist äußerst besorgniserregend. Die FMA Liechtenstein erklärt praktisch, dass sie keine Aufsicht über den Verkauf und die Verwahrung von physischen Edelmetallen ausübt. Das bedeutet, dass Anleger bei solchen Investments nahezu schutzlos sind.

Reime: Genau. Besonders alarmierend ist, dass die FMA offen zugibt, weder Kaufverträge noch tatsächliche Edelmetallbestände zu überprüfen. Das öffnet Betrug und Missbrauch Tür und Tor.

Interviewer: Welche konkreten Risiken sehen Sie für Anleger?

Bontschev: Ein großes Problem ist die Verlagerung der Verantwortung auf die Anleger. Bei Unregelmäßigkeiten müssen sie selbst, möglicherweise sogar gerichtlich, für die Herausgabe ihrer Edelmetalle kämpfen. Das ist eine unangemessene Belastung.

Reime: Zudem warnt die FMA vor möglichen Totalverlusten bei fehlender Bonität der Anbieter, ohne selbst Maßnahmen zu ergreifen, um solche Risiken zu minimieren. Es fehlt auch jegliche Form der Einlagensicherung, wie wir sie von regulierten Finanzprodukten kennen.

Interviewer: Was halten Sie von den Empfehlungen der FMA an die Anleger?

Bontschev: Die sind völlig unzureichend. Die einzige konkrete Empfehlung ist, die Nebenkosten genau zu prüfen. Angesichts der potenziellen Risiken greift das viel zu kurz.

Reime: Richtig. Es fehlen klare Transparenzanforderungen an die Anbieter bezüglich der tatsächlichen Existenz und sicheren Verwahrung der Edelmetalle. Auch gibt es offenbar keine spezifische Regulierung für diesen Bereich.

Interviewer: Was wäre Ihrer Meinung nach nötig, um den Anlegerschutz zu verbessern?

Bontschev: Eine stärkere Regulierung und aktive Überwachung sind dringend erforderlich. Die FMA sollte ihre Verantwortung für die Überwachung und Regulierung dieses Marktsegments nicht ablehnen.

Reime: Genau. Es braucht klare Schutzmaßnahmen für Anleger, um die Integrität des Finanzplatzes Liechtenstein zu wahren und das Vertrauen der Investoren zu schützen.

Interviewer: Was raten Sie Anlegern, die in Gold in Liechtenstein investieren möchten?

Bontschev: Äußerste Vorsicht ist geboten. Anleger sollten sich der erheblichen Risiken bewusst sein und sehr genau prüfen, mit wem sie Geschäfte machen.

Reime: Ich kann mich dem nur anschließen. In der aktuellen Situation sind Goldinvestments in Liechtenstein mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.

Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch.

Quintessenz: Vorsicht bei Goldinvestments in Liechtenstein – mangelnde Regulierung und fehlender Anlegerschutz bergen erhebliche Risiken.

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