Grauer Markt der Ferienimmobilien

Last Updated: Montag, 09.05.2016By Tags: ,

Transaktionen über Konten werden als grauer Markt bezeichnet, wenn nicht erkennbar ist, wie die nach erhofften Einzahlungen versprochenen Renditen zustande- und auch noch ankommen. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass nicht etablierte Unternehmen, sondern Neugründungen oder solche mit wenigen Jahren Erfahrung versuchen schnelle Gewinne zu erzielen. Das wäre nicht Verwerfliches, wenn sie dabei Versprechen einhalten und denjenigen, die Gelder zur Gewinnerzielung bereitstellen, auch die versprochenen Anteile daran gewährt wird.

Im Laufe der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass nicht nur unbekannte Finanzdienstleister, sondern auch etablierte Banken Versprechungen nicht eingelöst haben. Dazu gehörte, dass Angebote platziert wurden, für die nur Anleger das Risiko getragen haben.

Leider beschränken sich solche Aktivitäten seit Jahrzehnten nicht nur auf die Transaktionen von Geld sondern auch auf angeblich sichere Immobilien. In Deutschland wurden als „Schrott“-Immobilien klassifizierte Wohnobjekte mit überhöhten Preisen an gutgläubige Anleger mit der Argumentation verkauft, dass die Sicherheit einer Immobilie vorzuziehen sei.

Gehen wir viele Jahrzehnte zurück und beobachten das deutsche Wirtschaftswunder:                     Viele Bürger hatten sehr schnell ein Auskommen erzielt, das genügte, um Haus und Barvermögen aufgebaut zu haben. Urlaubszeit wurde in den sechziger Jahren mehrfach jährlich möglich und der Gedanke lag nahe nicht in teueren Hotels die Urlaubsgebiete, sondern einige Tage im Jahr dort in der eigenen Wohnimmobilie zu leben. Gesellschaften sprießten aus dem Boden, die diese Lücke erkannt hatten und die Verbindung in Gebiete im In- und Ausland herstellten.

Abgesehen von einigen Objekten, die nie fertig gestellt wurden und bei denen erst spät der Betrug erkannt wurde, blieben Objekte übrig, in denen deutsche Familien Urlaub machten. Später kamen andere Nationen hinzu; der Bedarf wuchs – die Preise wuchsen auch. Die Eigentümer vermieteten ihre Objekte in der Zeit, in der sie glaubten, dass andere Urlaub machen. Diese Rechnung ging nicht immer auf. Der Besitz von Ferienobjekten war nicht zwingend von Erfolg gekrönt. Wenn Haus und Wohnung Bestand hatten, haben sich die Eigentümer selbst bestätigt, dass der Kauf eine gute Entscheidung war.

Darüber gingen die Jahre dahin. Auch Eigentümer von der in Immobilien unterliegen einem Alterungsprozess. Die glorreiche Idee diese Objekte den Kindern zu vererben, wurde von den Erben nicht immer mit Begeisterung aufgenommen. Beim Nachrechnen kam die Idee, dass es die beste Lösung ist diese Objekte zu veräußern.

Die Objekte in deutschen Feriengebieten sowie in der Schweiz und Österreich waren formalrechtlich gut zu verkaufen, erzielten aber meist nur einen Bruchteil des Erwerbspreises. Der überwiegende Teil der Ferienwohnung hat heute keine Belastungen. Dennoch wurde mit Enttäuschung der Verlust realisiert.

Im Ausland sah das anders aus. Zunächst musste geprüft werden, ob die Erblasser in ihrer Großzügigkeit nicht nur das Objekt, sondern ob sie rechtmäßige Eigentümer im Sinne der Gesetze des jeweiligen Landes geworden waren. Betroffen waren und sind überwiegend Eigentümer in Frankreich, Italien, Protugal und Spanien.

Auch dort hat sich die Welt geändert. Die Nachfrage von Ausländern nach Ferienimmobilien ist gering; die Preise sind es auch. Im Durchschnitt sind viele dieser Objekte 20 bis 30 Jahre alt und bautechnisch überholt. Reparaturen stehen an, die durch Mieteinnahmen nicht ausgeglichen werden können. Die Erblasser wollen verkaufen.

Wer sind die Erwerber? Gibt es diese? Nehmen wir als Beispiel Spanien und die dort bevorzugten Feriengebiete. Die heutigen Erwerber sind meist Spanier, die solche Objekte nur noch zum Teil als Ferienobjekte erwerben wollen. Oft sehen sie darin einen langfristigen Wohnsitz. Entsprechend sind die Preise realistisch, wenn die Eigentümer eine Betreuung vor Ort haben.

Andererseits kann der heute kleine Kreis von Interessenten zu lukrativen Preisen Objekte erwerben, die im Angebot stehen. Das kann vor Ort oder auch von Deutschland aus geschehen. Einheimische sind meist die seriöseren Partner als deutsche Vermittler. Hervorzuheben ist, dass Länder wie Italien, Spanien, Portugal durch den Wechsel in den Euro effektiv höhere Immobilien-preise „kennengelernt“ haben – trotz Finanzmarktkrise, die 2008 /09 alle getroffen hat.

Als Extrembeispiele sind Reihenhäuser in Teneriffa zu nennen, die 1970 trotz guter Lage nur       DM 19.000 kosteten, aber despektierlich als Hasenställe bezeichnet wurden. Gleichwohl waren sie größer als manches Hotelzimmer und haben eine eigene Küche und getrennte Schlafzimmer.

In auch heute noch sehr guten Lagen wurden Wohnungen in Dreifamilienhäusern zu DM 45.000 verkauft. Es ist klar, dass diese Objekte heute keinen Verlust bringen können. Auf dem spanischen Festland sieht das anders aus. Heute erzielen Eigentümer die damaligen Verkaufspreise nicht mehr, wenn die Angebote von deutschen Vertriebsorganisationen veräußert worden waren. Anders sieht es bei von Spaniern erworbenen Objekten aus, bei denen auch heute noch Gewinne auszuweisen sind.

Wer heute in Spanien Ferienobjekte erwerben will, sollte keine Kompromisse eingehen. Objekte sollten einen angemessenen Abstand zur Küste haben, um Feuchtigkeit im Gebäude zu vermeiden. Der nächste internationale Flughafen sollte nicht mehr als 100 km entfernt sein. Einheimische wissen das. Der Graumarkt bleibt ausgeschaltet, wenn deutsche Vermittler ausgespart werden. Jeder kann sich vorstellen, dass allein durch die Entfernung hohe Kosten entstehen. Vor Jahrzehnten ist das nicht aufgefallen, da die Preise so niedrig waren, das Vertriebe zweistellige Prozentsätze an Provision von Bauunternehmen erhalten haben.

Nicht alle Gebiete bieten die in Deutschland erwartete Lebensqualität. Bei Auswahl der Gegend sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Kreativität ist angenehm, aber nicht immer sinnvoll. In Frankreich stellen die Atlantikküste und die Mittelmeerküste extreme Positionen mit guten Perspektiven dar. In Italien sollte der Norden, bevorzugt die Toskana gewählt werden, in Spanien die Küste zwischen der französischen Grenze und Barcelona, das Gebiet zwischen Valencia und Almeria. Die Costa del Sol ist bei aller Schönheit nur bedingt zu empfehlen. In Portugal empfiehlt sich das Gebiet zwischen Lissabon und Porto, nicht jedoch die Algarve. In den genannten Gebieten kann mit realistischen Erwerbspreisen gerechnet werden.

Das Erlernen der einheimischen Sprache sollte auch dann eingeplant werden, wenn nur die Ferien dort verbracht werden. Einkäufe für den täglichen Bedarf werden zu einem Bruchteil möglich, wenn die Landessprache beherrscht wird. Bei all diesen Überlegungen muss klar sein, dass die Investitionen ihre Rendite in der Lebensqualität, nicht jedoch auf der finanziellen Seite haben muss. Kulturelles Interesse sollte immer vorhanden sein und nicht nur der Wunsch nach schicken Stränden.

Wenn der Leser diese Vorgaben beachtet, werden für ihn weder der Markt noch die Immobilien grau sein oder werden.

JPM

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