Sprachtest-Pflicht für Vierjährige in Bayern: Kritik und offene Fragen

Last Updated: Freitag, 26.07.2024By

Ab März 2025 sollen in Bayern verpflichtende Sprachtests für alle Viereinhalbjährigen eingeführt werden. Die Staatsregierung will damit sicherstellen, dass alle Kinder bei der Einschulung gut Deutsch sprechen können. Fachverbände äußern jedoch Bedenken, wer die Betreuung übernehmen soll.

Exakt ein Jahr nach der Ankündigung hat die Staatsregierung „flächendeckende Sprachstandserhebungen“ beschlossen. Ministerpräsident Markus Söder betonte, dass nur Kinder, die gut Deutsch sprechen, am regulären Unterricht teilnehmen können. Bei Bedarf soll ein verpflichtendes Vorschuljahr mit integriertem Deutsch-Vorkurs folgen. Die Tests sollen im März 2025 starten.

Das Konzept sieht vor, dass der Sprachstand aller Kinder eineinhalb Jahre vor der Einschulung festgestellt wird. Kinder mit Defiziten sollen eine Kindertagesstätte mit einem speziellen Vorkurs besuchen. Dieser „Vorkurs Deutsch“ umfasst 240 Stunden und wird von pädagogischen Fachkräften und Grundschullehrkräften durchgeführt.

Die Tests sollen an öffentlichen Grundschulen stattfinden. Eltern werden Anfang 2025 informiert. Das genaue Testverfahren ist noch unklar, wird aber als „digitalisiert und wissenschaftsbasiert“ beschrieben. Die Durchführung übernehmen qualifizierte Beratungslehrkräfte.

Kritik kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die den Schwierigkeitsgrad des Tests und die Gefahr der Ausgrenzung von Kindern mit Migrationshintergrund oder psychosozialen Problemen anprangert. Auch der Bayerische Philologenverband befürwortet die Tests, betont aber die Notwendigkeit früher Diagnostik und ausreichender Fachkräfte.

Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, weist auf den Mangel an Fachkräften hin. Sie betont, dass frühzeitige Diagnostik wichtig ist, stellt jedoch die Frage, wer die Förderung übernehmen soll. Auch SPD und Grüne kritisieren den Rückgang der Vorkurs-Angebote in den letzten Jahren.

Fleischmann kritisiert zudem, dass die Staatsregierung nur auf Deutschkenntnisse fokussiert und andere Defizite bei Kindern vernachlässigt. Sie fordert eine umfassendere Förderung, wie sie beispielsweise in Hamburg praktiziert wird.

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