Zunahme von Unterrichtsausfällen in Sachsen-Anhalt: Herausforderungen und Lösungsansätze

Last Updated: Donnerstag, 08.08.2024By

Die Unterrichtsausfälle an Schulen in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr erheblich zugenommen. Laut aktuellen Zahlen des Bildungsministeriums wurde jede 9. Unterrichtsstunde nicht planmäßig erteilt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren war lediglich jede 11. Stunde betroffen. Diese Entwicklung stellt die Bildungslandschaft des Bundeslandes vor erhebliche Herausforderungen.

Im letzten Jahr wurden fünf Prozent des Unterrichts vollständig gestrichen. Um den Unterrichtsausfall zu kompensieren, wurden häufig Vertretungslehrer eingesetzt oder Klassen zusammengelegt. Diese Maßnahmen konnten jedoch das grundlegende Problem nicht lösen. Krankheitsfälle bei Lehrkräften sind der Hauptgrund für die zahlreichen Ausfälle. Insbesondere während der Grippe- und Erkältungssaison häuften sich die Fehlzeiten, was die ohnehin angespannte Situation weiter verschärfte.

Thomas Lippmann, Bildungspolitiker der Linken, kritisierte die von der Landesregierung angeordnete Zusatzstunde für Lehrer scharf. „Die angeordnete Zusatzstunde hat nicht geholfen, sondern belastet die Lehrer zusätzlich,“ erklärte Lippmann. Seiner Meinung nach verschärft diese Maßnahme das Problem, da überlastete Lehrer häufiger krank werden und somit noch mehr Unterricht ausfällt.

Die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt Lippmanns Ansicht und fordert nachhaltige Lösungen zur Verbesserung der Unterrichtssituation. „Wir benötigen mehr festangestellte Lehrer und besserer Unterstützung für das bestehende Lehrpersonal,“ so eine Sprecherin der GEW. Sie betont, dass eine langfristige Personalplanung und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer entscheidend sind, um die Qualität des Unterrichts zu gewährleisten.

Das Bildungsministerium plant nun, verstärkt auf digitale Lernplattformen und alternative Unterrichtskonzepte zu setzen, um kurzfristig die Ausfälle zu kompensieren. Bildungsminister Marco Tullner erklärte: „Wir müssen neue Wege gehen, um den Unterrichtsausfall zu minimieren. Digitale Lernangebote können eine Ergänzung sein, dürfen aber nicht die einzige Lösung bleiben.“

Auch die Ausbildung und Rekrutierung von Lehrkräften soll intensiviert werden. Das Ministerium plant, vermehrt Seiteneinsteiger in den Schuldienst zu integrieren und die Attraktivität des Lehrerberufs durch bessere Vergütung und Arbeitsbedingungen zu erhöhen. Ein Pilotprojekt zur Weiterbildung von Quereinsteigern wurde bereits gestartet, um den Lehrermangel kurzfristig zu lindern.

Die Elternschaft zeigt sich besorgt über die Entwicklungen. „Es ist frustrierend zu sehen, wie oft der Unterricht ausfällt. Das beeinträchtigt die Bildung unserer Kinder erheblich,“ sagte ein Vertreter des Elternrates. Er fordert schnelle und effektive Maßnahmen zur Sicherstellung eines geregelten Schulbetriebs.

Die steigenden Unterrichtsausfälle in Sachsen-Anhalt machen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nur durch eine Kombination aus kurzfristigen Maßnahmen und langfristigen Strategien kann die Bildungssituation stabilisiert und verbessert werden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die geplanten Maßnahmen greifen und den gewünschten Erfolg bringen.

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