Zur Psychologie des Abnehmens von Salvatore Giacomuzzi

Last Updated: Samstag, 11.11.2023By

Rund 41 % der österreichischen Bevölkerung sind übergewichtig wie mittlerweile auch 250.000 Kinder und Jugendliche. Der Ruf nach gesundem Essen, für Kinder, an den Schulen wird schnell verhallen. Sogar Jamie Oliver, unterstützt mit Millionenbeträgen, war in England nicht in der Lage Kinder vom ungesunden Essen abzuhalten.

Mit dem Schlankmachen kann man seit jeher ein gutes Geschäft machen. Es macht die Taschen der Betroffenen leer, jene der Anbieter von Schlankheitskuren aber dicker.

Diäten haben mitunter einen skurrilen Charakter. Jede Generation hat ihr eigenes Credo. Die Betroffenen sind vor irreführenden Aussagen nur wenig geschützt. Abnehmen ist ein Milliardengeschäft. Man müsste sich nur an die Pressemitteilung erinnern, dass auch Schokolade schlank machen kann. Noch bizarrer war die Wodka-Bockwurst-Diät. Für Esoteriker gab man zudem die Mondphasen zum Abnehmen hinzu. Man kann sogar während dem Schlaf abnehmen.

Ein perfekter Körper ist wünschenswert. Viele wollen diesen haben. Viele Fitness-Influen(cer)za sind dadurch reich geworden. Die Methoden sind auch hier mehr als fragwürdig. Nunmehr wollen auch Frauen abgezeichnete Bauchmuskeln entwickeln. Die Natur stattet aber nicht wirklich jeden mit dieser Gabe aus. Mischungen von Fruchtsäften und andere Lebensmittel werden speziell für diesen Zweck angepriesen. Sie sollen den gesunden Lifestyle unterstreichen. Das alles ist so irrsinnig, wie etwa die Geschichtsschreibung aus einem Telefonbuch heraus zu versuchen.

Ja es wurden sogar Bandwürmer eingesetzt, um abzunehmen. Jedes Jahr wird eine neue Diätensau durch das Dorf getrieben. Einmal sind es die bösen Fette, dann sind es die bösen Kohlenhydrate, dann ist es wieder der böse Zucker.

Denkt man aber etwas nach, wird einem schnell bewusst, dass Diäten meist der beste Weg zum Dickwerden sind. Das Wichtigste an einer Diät ist der Wille und nicht die Methode. Es geht um die Verhaltenspsychologie und den Willen sein eigenes Essverhalten wie auch sein Bewegungsverhalten dauerhaft zu verändern.

Ein Beispiel ist hier der Diabetes.

Diabetiker dürfen mittlerweile so ziemlich alles essen, vorausgesetzt die Menge stimmt. Von Diätprodukten oder Produkten mit wenig Zucker wird mittlerweile dezidiert abgeraten. Je natürlicher, desto besser ist hier die Devise. Nur wenigen Diabetikern gelingt es aber kontinuierlich ihren Lebenswandel auf ihren Zuckerhaushalt günstig abzustimmen. Mit einer Ernährungsberatung ist es alleine nicht getan. Man muss lernen, auf seinen Körper zu hören, aber dabei sich mental auf die Erkrankung abstimmen. Diese wichtige Zusatzverhaltensweisen werden leider wenig unterstützt. Essen sollte nur dann geschehen, wenn man auch wirklich Hunger verspürt. Hingegen sollte ein Diabetiker regelmäßig Nahrung, jedoch in kleineren Portionen zu sich nehmen.

Die Werbung zeigt uns täglich unrealistische Schönheitsideale. Photoshop lässt grüßen. Pünktlich zum Jahreswechsel fällt immer der Startschuss für den Diätenwahnsinn der Übergewichtigen. Die Werbung bringt uns unter einen Optimierungsdruck. „Bin ich schlank, so bin ich richtig. Bin ich schlank, so bin ich sportlich. Bin ich schlank, so bin ich emotional kompetent.

Die Industrie fördert unsere Selbstzweifel. Mitunter wird uns vorgegaukelt, dass alles besser wird, wenn wir nur abnehmen.

Erfolg und Schönheit sind schon lange die Paradigmen in den Vereinigten Staaten. Ja man muss sogar schön im Sarg aussehen. Von der Wiege bis zur Bahre durchgestylt. Die Schönheitsoperationen etwa zum Geburtstag, etwa in Lateinamerika, sei nur nebenbei erwähnt.

Von der Psychologie her darf die Gewichtsreduktion nicht das einzige Ziel beim Abnehmen bleiben. Respekt vor dem eigenen Körper und mentale Gesundheit gehen mit einher. Wichtig ist es physisch realistisch und psychologisch sinnvolle Ziele zu formulieren.

Man muss sich zudem vergegenwärtigen, dass wir unseren Körper nicht immer lieben müssen. Aber unser Körper trägt uns durch das Leben. Er definiert uns aber nicht vollkommen als Menschen.

Wir sind mehr als nur Körper.

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