BWF Prozess – Zwischenfazit: 17. Verhandlungstag in der Strafsache um das Dekor-Gold der BWF Stiftung Berlin

17. Verhandlungstag in der Strafsache um das Dekor-Gold der BWF Stiftung Berlin

Am 30.08.2016 erläuterte der Hauptangeklagte, der Goldhändler Saik, seine SIcht der Dinge vor der Strafkammer des LG Berlin in einer Stellungnahme, die der Angeklagte verlesen hat. Vorgeworfen wird im Gerichtsverfahren sechs Angeklagten, sie hätten ca. 6.000 Anleger um ungefähr 60 Mio Euro betrogen. In einem Hochsicherheitstresor in einer Villa in Berlin Zehlendorf wurden im Februar 2015 im Rahmen einer Hausdurchsuchung auch Dekorgold gefunden, d.h. Barren, die nicht vollständig echt waren. Teile der Gelder wurden zweckentfremdet verwendet. Inzwischen befinden sich nur noch die angeklagten Eheleute Saik in Untersuchungshaft. Kunden der Firma hatten die Möglichkeit Gold zu kaufen, im Treosr zu lagern und hatten einen garantierten Rückkaufswert nach einigen Jahren. Die Firmen sind nach dem Falschgoldfund in Insolvenz; viele Opfer klagen gegen Vertriebsmitarbeiter. Einge zivilrechtliche Schadenersatzurteile gibt es bereits.

Der Vertriebschef sowie der steuerliche Berater der Firma BWF sind bereits aus der Untersuchungshaft entlassen. Als angebliche Helfer sind ein Wirtschaftsprüfer und ein Anwalt mit angeklagt. Der Prozess verlief bisher schleppend; alle Beteiligten schweigen. Der heute Aussagetermin des Hauptangeklagten Saik war der Versuch das Gericht milde zu stimmen, weil das Gericht angekündigt hatte ein Geständnis strafmildernd zu berücksichtigen. Die bisher aufgetretenen Zeugen in dern ersten Verhandlungstagen waren für die angebliche Bande zwischen den Eheleuten Saik, Vertriebsschef und steuerlichen Berater eher unergieblg. Es handelte sich um Angestellte und freie Mitarbeiter der Firma.

Aufgemerkt wurde, dass die Frau des Goldhändlers Saik offenbar ihre Tage als Schamanin und Wunderheilerin verbracht hat. Teilweise waren ehemalige Mitarbeiter davon genervt und hatten gekündigt, andere waren begeistert von der liebenvollen Art und der Empathie und berichteten von Heilerfolgen. Umklar bliebt, ob sich Gurus und Ausbilder der Ehefrau haben bezahlen lassen mit Geldern der Anleger. Die Zeugen bezeichneten die Ehefrau alle als Seelenmenschen, dem es nicht um Geld, sondern um Beziehungen zu anderen Menschen gegangen sei. Saik selbst bezeichnete seine Frau heute als Werkzeug, sie hätte nach Anweisung gehandelt und die Buchhaltung erledigt.

Andere Zeugen hatten erklärt, dass die Atmosphäre immer familiär gewesen sei in der Firma; man habe sich wohl gefühlt und niemals gedacht, dass irgendetwas unkorrekt sei. Alle seien gerne zur Arbeit gekommen, man habe sich zur Begrüßung umarmt und die Beteiligten hätten sich geduzt. Saik sei Frühaufsteher und hätte den Goldhandel immer am frühen Morgen erledigt. Falschgold sei niemals aufgefallen.

Teilweise hatten Vertriebsmitarbeiter berichtet, sie seien so toll bezahlt worden, dass man selber schon erwogen hätte, die Provisionen zu kürzen. Diese waren aber keine Goldexperten, sondern Autohändler…. Ein anderer älterer Zeuge, der einen Ausbildungscampus leitete und viel Provision kassierte, versuchte seine Rolle klein zu reden und verhedderte sich in Widersprüchen. Als Ex-Stasi-Offizier und Dipl.-Jurist dachte er wohl, es sei das beste zu sagen, alle anderen hätten Dreck am Stecken.

Das Geständnis blieb heute irgendwie lau, der Angeklagte Saik sagte nicht genau, wo das Geld geblieben ist, sondern erklärte den Werdegang wie folgt: die Herren steuerliche Berater, Vertriebschef und er hätten beschlossen sich im Goldgeschäft zu engagieren. Man habe die Stiftung gegründet. Vertrieb sei seine Sache, nicht Goldhandel. Diesen Goldhandel hätte er einem Goldhändler namens Dr. Weber überantwortet. Diese hätte unter dem Namen Taurus weltweit Goldgeschäfte gemacht. Irgendwann habe er sich mit dem inzwischen verstorbenen Dr. Weber überworfen und diese Geschäfte hätten nicht mehr funktioniert. Damit habe er nicht gewusst, wie er die Renditen für die Kunden erwirtschaften sollte. Dann sei ein Schweizer Geschäftsmann namens Papakostas in sein Leben getreten.

Dieser habe ihm Aktien verkauft seiner Firma und ihm versprochen Gold zu liefern aus einer Mine. Da sich dies verzögert habe und er schlussendlich mit einer Lieferung erst 2017 fest gerechnet hätte sei er alleine auf die Idee verfallen, sich zwischenzeitlich mit Dekor-Gold zu behelfen. Niemand habe davon gewusst, auch seine die Buchhaltung führende Ehefrau habe er getäuscht, in dem er die Rechnung über das Dekorgold verfälschte. Die Rechnung habe dann so ausgesehen, als habe er Minengold in Barren veredelt. Das täte ihm leid. Selbst als die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAfin) ihm aus formaljuristischen Gründen Ende 2014 bedrängt hätte er möge alle Kundenverträge rückabwickeln sei er nicht in Panik verfallen. Der millionenschwere internationale Geschäftsmann Papakostas wollte ihm aushelfen.

Neben Schamanen, Stasi-Offizieren und Automobilvertretern im Team der Firma traten nach der Hausdurchsuchungen auch Rocker auf den Plan. Diese hätten seine Frau bewacht und ihn zu seinem damaligen Anwalt begleitet. Er hätte zugeben sollen, das er alles alleine zu verantworten habe. Nur durch den beherzten Rauswurf des Rockers durch den damaligen Anwalt sei er aus der Situation entkommen.

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