Rechtsanwalt Steffens aus Berlin zum Thema: „Jopp AG“

Last Updated: Dienstag, 21.06.2016By Tags: ,

Die Jopp AG, nach eigenen Angaben Betreiberin von insgesamt neun Fitness-Studios mit dem Namen „Hard Candy“ in Berlin, hat offenbar Insolvenz angemeldet.

Das AG Charlottenburg hat Torsten Martini zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt (Aktenzeichen: 36j IN 2547/16). Er soll prüfen, ob die Jopp AG tatsächlich pleite ist und ihre Schulden nicht mehr zahlen kann. Dann wird das Insolvenzverfahren eröffnet. Ziel ist die Sanierung des Unternehmens. Sollte dies nicht funktionieren, wird das verbliebene Vermögen unter den Gläubigern aufgeteilt.

Die Jopp AG ist Betreiberin der neun Hard-Candy-Fitness-Studios in Berlin – fast alle in teuren Top-Lagen, wie dem Kudamm, der Mall of Berlin, dem Europa-Center, dem Trumanplaza in der Clayallee in Dahlem oder in der Friedrichstraße.

Viele der Fitness-Studios sind gut ausgestattet, haben Pool und Sauna. Madonna hat mit dem Geschäft der Fitness-Studios nichts zu tun.

In den vergangenen Wochen und Monaten häuften sich im Internet auf der Hard-Candy-Facebook-Seite und bei der Berliner Verbraucherzentrale Beschwerden und Warnungen. Dabei ging es unter anderem um unbezahlte Trainer, ausgefallene Kurse und defekte Geräte.

Viele Studios sind bereits geschlossen, allerdings nicht alle. Die Filialen im Europacenter und der Mall of Berlin hatten am 18.06. geöffnet. In anderen Studios sieht es anders aus. So zum Beispiel in der Zweigstelle an der Bergmannstraße in Kreuzberg. Dort ist seit Tagen zu. Begründung: Stromausfall. Auch im Trumanplaza in Dahlem steht etwas von Stromausfall.

Die anwesenden Fitnesstrainer/innen können nicht sagen, wann das Studio wieder zum Training bereitsteht. In der Filiale am Kurfürstendamm haben sie ein handgeschriebenes Schild an die Glastür gehängt: „Liebe Mitglieder, wegen einer Betriebsstörung ist das Studio leider geschlossen! Bitte weicht auf das Studio am Leipziger Platz oder im Europacenter aus!“, heißt es dort.

Das Studio im Trumanplaza in Zehlendorf ist seit 15.06.2016 zu. Angeblich sei die Baustelle auf der Truman Plaza schuld, merkwürdigerweise haben aber alle anderen Geschäfte Strom. Kunden werden auch dort an die Studios in der Mall of Berlin oder im Europa-Center verwiesen. „Vielleicht hat Hard Candy die Strom-Rechnung nicht bezahlt“, mutmaßt ein Mitglied in Zehlendorf, das fortgeschickt wird. Auch das Studio an der Schönhauser Allee ist vorerst geschlossen. Im Trumanplaza soll die Miete für 3 Monate nicht bezahlt worden sein.

„Wir haben auf die große Zugkraft von Madonnas Namen gesetzt“, berichtet Jürgen Jopp im B.Z.-Interview. Doch viele Bauvorhaben seien später fertig geworden als geplant. Zudem habe man gedacht, dass die Kette weltweit schneller wachsen würde. Die „Superwoman“-Studios – ein Teil des Jopp-Konzerns – habe man aber inzwischen für einen siebenstelligen Betrag verkauft, zudem habe ein Teil der Aktionäre einen weiteren siebenstelligen Betrag bereitgestellt. Der Vorwurf der Insolvenz sei aber „Blödsinn“, hieß es in dem Interview noch. Anfragen des Tagesspiegels an Jopp und seine Anwälte blieben unbeantwortet.

Trotz aller Beteuerungen: Viele der Kunden fürchten um ihr Geld. Einige Mitglieder haben langlaufende Verträge abgeschlossen und das Geld bereits im Voraus überwiesen, sogar Verträge auf Lebenszeit hat es gegeben. Doch der Rabatt, der mit der Vorkasse verbunden ist, könnte sich in Luft auflösen, falls Hard Candy wirklich Insolvenz anmelden müsste.

„In einem solchen Fall hat der Insolvenzverwalter die Möglichkeit, zu entscheiden, ob er die Verträge erfüllt oder nicht“, sagt Frithjof Jönsson von der Verbraucherzentrale Berlin. Falls die Verträge nicht fortgeführt werden, haben die Kunden einen Anspruch an die Insolvenzmasse. Doch aus der werden erst viele andere bedient. „Die externen Kunden kommen am Schluss“, sagt der Verbraucherschützer.

Die Verbraucherzentrale (VZ) Berlin berichtete am 17.06.2016 von einer großen Verunsicherung unter den Mitgliedern.

Viele würden sich fragen, ob sie jetzt ihren Vertrag kündigen sollen, sagt Jana Brockfeld, Juristin bei der VZ. „Grundsätzlich kommt bei gravierenden Mängeln und erheblichen Leistungsstörungen ein fristloses Kündigungsrecht in Betracht“, meint die Verbraucherschützerin. „Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Verbraucher aber trotzdem noch einmal an die Jopp AG herantreten und zur Beseitigung der Mängel beziehungsweise zur Bereitstellung der vertraglich vereinbarten Leistungen auffordern“, rät Brockfeld.

Dabei sollte man eine angemessene Frist setzen, zu empfehlen seien 2 Wochen. Mitglieder könnten in diesem Schreiben (zu Beweiszwecken: per Einwurfeinschreiben oder Einschreiben mit Rückschein) schon eine fristlose Kündigung in Aussicht stellen, falls die Mängel innerhalb der Frist nicht beseitigt werden.

Verstreicht die Frist ergebnislos, können Verbraucher ihren Vertrag dann fristlos kündigen und unverzüglich die Zahlung ihrer Mitgliedsbeiträge einstellen, rät Brockfeld.

Mit der Kündigungserklärung sollte man auch gleichzeitig die gegebene Einzugs-ermächtigung widerrufen.

Für Verbraucher, die ihre Verträge bereits vollständig im Voraus gezahlt haben, ist die Lage deutlich schwieriger. „Sie müssen die Jopp AG neben der fristlosen Kündigung nun zusätzlich zur Rückerstattung eines Teils der bereits im Voraus gezahlten Mitgliedsbeiträge auffordern“, betont die Juristin.

Kunden sollten sich anwaltlich beraten lassen. Es geht so wie bei den Stromtarifen mit Vorauszahlung, dass eine Rückzahlung der Beträge erstritten werden muss.

Die fest angestellten Mitarbeiter bei Hard Candy erhalten Konkursausfallgeld für 3 Monate! Freiberufler haben es da schwerer.

Eine Bündelung der Interessen ist wichtig, da der einzelne Kunde in der Masse untergeht!

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