Reise StartUp Unister

Last Updated: Dienstag, 26.07.2016By Tags: , , ,

Ein Reiseunternehmen mit vielen Bildern versagt am Grau der Realität

In unserer Jugend haben wir viele Reiseunternehmen kennengelernt; unsere Eltern haben uns dazu Gelegenheit gegeben. Die Namen der Unternehmen waren ehrenwert. Es war etwas Besonderes den Alltag zu verlassen, um mehrere Tage oder Wochen in einem ungewohnten Gebiet zuzubringen. Weniger entscheidend war die Lebensqualität. Das Neue wollten unsere Eltern und wir genießen. Das konnten die Seen oder die Berge sein, später ferner Länder.

Junge Unternehmen etablierten sich, diese wurden immer jünger, die Namen unbekannter. Ihr Reiz waren günstige Preise von Pauschalreisen, die alles eingeschlossen haben. Mit neuen Ideen war ein neues Unternehmen, Unister, 2002 von Thomas Wagner, damals 24 Jahre alt, gegründet worden. Vor etwa 15 Jahren war es noch etwas Besonderes, wenn eine Plattform über 40 Internetforen eine einzige Dienstleistung anbot: Reisen.

Mit Daniel Kirchhof und anderen baute Wagner das Unternehmen auf. Umsatz war sein Erfolg, den er als Ziel definierte. Der Service gegenüber Reiseteilnehmern stand hinten an. Beschwerden häuften sich, Haftungen wurden in Kauf genommen, Schadenersatz bezahlt. Das Unternehmen geriet mit allen Tochtergesellschaften in Schieflage. Es lag nahe, dass Wagner in 2015 Geld brauchte, um das Unternehmen weiterführen zu können. Er bot einige der Plattformen zum Preis von bis zu 900 Millionen € an. Die Höhe war irreal.  Bekannte seriöse Partner, die als Investoren vorgesehen waren, zogen sich zurück.

Das Dunkel des Unternehmens hat Wagner in seinen Verhandlungen mit einem vermeintlichen Geldgeber fortgeführt. Der wartete in Venedig auf ihn – mit dem alten Trick der grauen Darlehensgeber: Vorauszahlung für Kosten und Provision gegen das Versprechen, dass danach ein Vielfaches an Kapital, das vereinbarte Darlehen, fließen sollte.

Wie bei fast allen dieser Geschäfte üblich, war Wagner in Venedig eine Million € los, ohne dass er eine Gegenleistung erhalten hatte. Noch vor Ort stellte er Strafanzeige. Der Rückflug geriet zum Desaster. Das Privatflugzeug stürzte ab. Der technische Grund für den Absturz klingt logisch, der Zusammenhang zwischen dem Vorkommnis in Venedig und dem Absturz nicht.

Auch nach dem Tod von Wagner setzten sich nicht durchschaubare Argumentationen fort. Reisende sollen nichts zu befürchten haben. Sie würden keinen finanziellen Schaden erleiden. In Kenntnis der juristischen Hintergründe von Reiseunternehmen und der Schutzmaßnahmen von vor Jahrzehnten könnte das richtig sein.

Damit ist noch nichts zur Verknüpfung mit Kriminalität gesagt. Strafanzeigen laufen, darunter von Herrn Kirchhof. Der Vorwurf von ihm ist grau in grau:

„Unister ist seit meinem Ausscheiden durch unsinnige und unqualifizierte Entscheidungen in die Lage geraten, die heute eine Insolvenz erforderlich macht.“

Die Verkäufe von Plattformen wie fluege.de treffen auf einen volatilen Markt. Für Interessenten an Pauschalreisen verschwindet ein illustrer Partner. Es wird interessant sein zu wissen, wer aus der Insolvenz Vorteile erlangen und einige der Plattformen für sich gewinnen wird.

Graue Spiele scheinen länger zu dauern als sie es tatsächlich verdienen.

JPM

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