Treasuries – Vertrauensverlust in die Finanzen

Last Updated: Montag, 19.09.2016By Tags: , ,

Fehlverhalten einiger der 22 ausgewählten Primary Dealer für die US-Notenbank

Untersuchungen der Ermittler von der Organisation der US-Aufseher brachten es an den Tag: Einige der Primary Dealer haben vor wenigen Jahren Zinssätze und Devisenkurse manipuliert. Das wurde für die betroffenen Banken teuer. Durch ihre Aktionen haben sie das verlangte ehrenwerte Verhalten aus einem Graumarkt heraus wegen eigener Vermögensinteressen manipuliert. Die Strafen hätten eine Warnung sein sollen.

Im Herbst 2015 wurde nachgewiesen, dass die Preise für Staatspapiere der USA abgesprochen waren. Die Untersuchungen dauern an, bzw. Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht. Der damalige Verdacht war, dass sich die Herren des Geldes der o. b. bevorzugten Banken  am Allerheiligsten der Finanzwelt vergriffen hatten. Es geht um US-amerikanische Staatspapiere, Treasuries.

Dabei handelt es sich sinngemäß nicht um Schuldverschreibungen der amerikanischen Regierung. Vielmehr bilden sie das Fundament des globalen Finanzsystems. Wird daran gerüttelt, wird unser weltweites Finanzsystem infrage gestellt. Im Nachhinein wird gar nicht gefragt werden, ob rote oder schwarze Zahlen relevant sind: Der Markt ist auf jeden Fall grau – wenn er noch existiert.

Treasuries bilden die Beruhigung des Weltfinanzsystems in Krisenzeiten, weil Banken, Großinvestoren oder Unternehmen wissen, im Zweifel und zur Not das Geld bei den Amerikanern parken zu können. Die USA gelten als der solventeste Gläubiger der Welt. Institute richten sich weltweit nach den Renditen der Treasuries zu einem Null-Risiko-Zins. Kreditgeber verleihen ihr aufgenommenes Geld, um es an Unternehmen zu verleihen, Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn dieser Markt von 13 Billionen US-Dollar von einem Verdacht getroffen wird, wird die gesamte Basis infrage gestellt.

Der Leser sollte sich vergegenwärtigen, wie er die Zahl 13.000.000.000.000 erklären kann, indem er bis dahin zählt. Zunächst wäre darüber nachzudenken, ob es sich um 13 amerikanische oder europäische Billionen handelt. Der Amerikaner kennt die Milliarden nicht, sondern geht von der Million direkt zur Billion. Das ist in diesem Beispiel nicht der Fall. Ein Versuch der Schulemathematik: wie lange brauchen Sie bei mittlerer Zählgeschwindigkeit, um eine Milliarde zu erreichen? Glauben Sie, dass es 285 Jahre sind? Zählen wir bis 13 Billionen! Eine Billion erreichen wir (x 1.000) nach 285.000… (nicht ganz: die Zahlen sind länger – für jede zusätzlich Stelle sollte mit 1,15 multipliziert werden: 285.000 x 13 x (1,154 x 1,045) – in Klammern für die Mehrwortleistung) = 6.771.671 Jahre. Sie können schon mal anfangen… für den US-Staat.

Nach Irritationen beruhigten sich die Kurse jedes Mal schnell. Dennoch besteht die Furcht vor dem Ereignis eines irgendwann nicht reparablen großen Knalls. Der New Yorker Ökonom Nouriel Roubini hatte die Hypothekenkrise von 2008 prophezeit und spricht für die Zukunft von einer Zeitbombe. Vom Handel mit Treasuries kann ein Liquiditätsschock ausgehen, der auf den Rest des Finanzsystems übergreifen könnte. Die o. b. Primary Dealer und weitere Institute, die Gebote bei Auktionen abgeben dürfen, werden von Geldinstituten angegriffen. Die Preismanipulation wird vom amerikanischen Justizministerium und der Finanzaufsicht kritisiert. Sie haben Ende 2015 bei Mitwirkung der SEC unter anderem die Deutsche Bank AG und Goldman Sachs verklagt.

Die kritisierten Machenschaften sollen mit hohen Strafen unterbunden werden. Zu den Vorwürfen wurde bisher keine Stellungnahme bekannt. Die Ermittlungen laufen. Sicher ist nur, dass Manipulationen der Zinsen am Treasuries Markt spürbare Konsequenzen haben können. Die Ermittlungen sind schwierig, die Vorwürfe kaum nachvollziehbar. Transaktionen erfolgen zwischen Händlern der Großbanken und ihren Abnehmern. Alles andere bleibt undurchsichtig. Bis 2014 fühlte sich die Aufsicht damit nicht gestört. Wir bewegen uns in hoch qualifizierten Finanzkreisen, in die gewöhnliche Bankinstitute keinen Einblick haben. Bürger, Presse und andere werden zurückgehalten. Populistische Aktionen sind ausgeschlossen. Die aktuell von der AfD vorausgesagte Revolution richtet sich gegen andere Ereignisse.

Am 15.10.2014 brachen die Preise von Staatspapieren ohne Vorwarnung weg – und schossen zwölf Minuten später wieder nach oben. Analog dazu verhielt sich der Dow Jones-Index. Bei den Behörden machte sich Angst breit. Der Verweis auf die Berechnungen zum Zählen am Anfang dieses Aufsatzes findet hier ein weiteres extremes Beispiel:

Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit kommen solche beschriebenen Kursbewegungen einmal in drei Milliarden Jahren vor. Das bisherige Alter der Erde reicht nicht für ein zweites Mal. Über das Vorkommnis wurde ein 100 Seiten starker Bericht verfasst, der die Frage nach der Ursache unbeantwortet ließ. Niemand weiß, ob und wann sich ein solcher Crash – mit welchen neuen Auswirkungen – wiederholen kann. Die Aufsicht weist eine Verantwortung von sich. Der Umfang des Marktes könne die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen nicht realisieren.

An gewöhnlichen Tagen werden Treasuries im Wert von ca. 500 Milliarden US-Doller gehandelt – der aktivste Markt der Welt! Roubini sieht dort die weiterführende Problematik: „Der Handel mit Treasuries ist zu einem Spiel von rücksichtslosen Bankern, Geldverleihern und Investoren geworden, die für sich geringe Zinsvorteile anstreben und in der Hebelwirkung hohe Verluste für staatliche Haushalte akzeptieren. Das ist nicht entschuldigt – weder durch den erheblichen Stress auf den Geldmärkten, noch auf den Interbankmärkten. Vielmehr sind sie dadurch nahe an dem systemischen Schmelzpunkt.“ Die Argumentation der Betroffenen: Es ist noch nie was passiert.

Ein Ereignis allein kann keine Katastrophe bewirken: Die Terroranschläge des 11. September, der Untergang von Lehman Brothers, die Kernschmelze von Fukushima haben diesen Geldhafen nicht erschüttert – der kurze Crash und die daraus resultierenden Vorwürfe haben das Vertrauen untergraben. Die aktuellen Reste sind noch unbedeutend, aber eine Erschütterung für das globale Finanzsystem. Was hat der Bürger in den fast 200 Ländern der Erde damit zu tun?

Es gibt fast so viele Währungen auf der Welt. Wir können keine davon ausnehmen. Von den großen Völkern wird insbesondere China betroffen sein. Dort wurde viel in den US-Dollar investiert. Eine Betrachtung des Euro und das englischen Pfund als relevante Währungen können nicht beurteilt werden. Es gibt jedoch Maßnahmen, die weltweit Einfluss haben können.

Die Vereinten Nationen (UNO) haben 1982 ein Konzept propagiert, das eher in Europa als in anderen Erdteilen Fuß gefasst hat: Collaborative Commons (deutsch: Genossenschaften). Die Berater von Bill Clinton zur Zeit seiner US-Präsidentschaft sind heute noch in ihren Fachbereichen aktiv und mit zahlreichen wissenschaftlichen Büchern in Europa am Markt. Meist handelt sich um Professoren an bedeutenden Universitäten. Viele davon stehen der Familie Clinton nach wie vor nahe. Als Beispiel sei David Gelernter genannt, der zwei Tage nach dem terroristischen Aktionen von Anders Breivik dessen voller Zurechnungsfähigkeit behauptete – q. e. d.

Neben Fukuyama ist das Jeremy Rifkin (Wharton University, Pa), der die Idee des Lebens ohne Bargeld aufgegriffen hat. Vor diesem Problem könnten wir stehen, wenn ein Zusammenbruch des Finanzsystems aus einem Zufall heraus erfolgt. Angela Merkel hat diese Problemlösung auf Basis des BIP in 2009 propagiert, aber auf intensives Anraten im Außenverhältnis nicht weiter verfolgt. Wir müssen lernen, dass Geld die Verrechnung für andere Werte darstellt.

Wenn wir auf der Erde – oder auch nur einigen Erdteilen – den umfassenden Wohlstand gewonnen haben und unsere Versorgung sichergestellt ist, stellt sich die Frage nach dem Bedürfnis von Geld. In Deutschland ist ein Einkommen über € 7.000 pro Familie nicht erstrebenswert, wenn es in Verrechnung mit Freizeit erzielt werden sollen. Wechseln Sie als Leser Ihre Freizeit gegen die umfassende höhere Versorgung mit Geld! Woher soll die Motivation für das Erlangen von Geld kommen?

Situationen dieser Art können durch kriminelle Aktionen wie dargestellt beschleunigt bzw. realisiert werden. Der Brexit, eine der Irritationen unseres Lebens in diesem Jahr, wird nach Roubini zu keinen besonderen Ereignissen führen. Gleichwohl sieht er darin die Möglichkeit einer Auflösung der EU und das Wachstum einer neuen Vereinigung der verbliebenen stärksten Länder. Diese Vorhersage stammt aus der Zeit vor dem Brexit. Wenden wir die Humanevolution auf die Finanzwirtschaft an, kann diese Entwicklung den Europäern weiteren Wohlstand bringen. Die Folge der Aufteilung wie bei Jugoslawien kann für Frankreich (Abspaltung Korsikas), Italien (Abspaltung Sardiniens), Großbritannien (Abspaltung Schottlands und Nordirlands) – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – günstige Perspektiven zeigen. Diese Voraussage existiert seit 2002 (damals noch zusätzlich mit der UdSSR und Jugoslawien) für diese Staaten (Lübbe, H., em. Uni Zürich  – unter Bezug auf das Theorem von Parsons von 1951 und des daraus entwickelten Konzepts AGIL). Wir sollten lernen, dass nach der politischen Spaltung die Zusammenführung aus wirtschaftlichen Interessen gegenläufig erkennbar wird.

Wenn wir Jahrhunderte vorausschauend und mit Calico (aus dem Alphabet-Konzern mit Google) denken, werden wir erkennen; dass die Arbeit von ESA und NASA das Wohl der Menschen als Ziel haben, das sich ohne Geld über andere Sterne ausdehnen wird. In den Filmen zu Star Trek gibt es den Begriff des Geldes nicht – alle anderen Voraussagen sind innerhalb von 50 Jahren realisiert worden. Offen blieb die letzte Form des Beamens – mit Daten ist es möglich geworden.

An deutschen Universitäten wird die Besiedlung des Mars bereits gelehrt.

JPM

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