Im letzten Jahr haben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 10,5 Millionen Menschen weltweit Tuberkulose entwickelt, ein Anstieg, der teilweise auf die Folgen der Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Diese Zunahme markiert eine Trendumkehr, denn die Zahl der Tuberkulosefälle war über Jahre rückläufig.

Die WHO führt diesen Anstieg auf weltweite Versorgungsengpässe im Gesundheitswesen während der Pandemie zurück. Eingeschränkte medizinische Versorgung und ein Rückgang von Arztbesuchen trugen zu fast einer halben Million zusätzlicher Todesfälle durch Tuberkulose bei. 2022 verstarben insgesamt rund 1,3 Millionen Menschen an dieser bakteriellen Infektionskrankheit.

Professor Michael Hoelscher vom LMU Klinikum München betont, dass ein leistungsfähiges Gesundheitssystem essentiell für die Eindämmung von Tuberkulose ist. Viele Länder verfügen jedoch nicht über ausreichende Gesundheitssysteme, die durch Epidemien oder Kriege zusätzlich geschwächt werden.

Trotz des aktuellen Negativtrends gibt es auch positive Entwicklungen: Die Zahl der Tuberkulosetodesfälle ist dank verbesserter Diagnose- und Behandlungsmethoden gesunken. Obwohl die Neuinfektionsrate von etwa 10,3 Millionen im Jahr 2021 auf 10,6 Millionen im Jahr 2022 gestiegen ist, erwarten Experten der WHO, dass diese Zahl im nächsten Jahr wieder sinken könnte.

Tuberkulose bleibt dennoch eine weltweite Herausforderung, insbesondere aufgrund der zunehmenden Resistenz gegen Schlüsselmedikamente. Das Münchner Tropeninstitut ist Teil eines internationalen Konsortiums, das sich bemüht, Diagnose und Behandlung in unterversorgte Regionen zu bringen.

In den UNITE4TB-Studien werden 14 verschiedene Medikamentenkombinationen getestet, einschließlich zwei neuer Medikamente. Diese Studien finden in 13 Ländern auf vier Kontinenten statt.

Tuberkulose wird durch Bakterien verursacht, die meist die Lunge befallen, und über die Luft, etwa durch Husten, übertragen. Nach COVID-19 ist Tuberkulose die zweithäufigste tödliche Infektionskrankheit weltweit. Eine Erkrankung kann bei Erwachsenen oft erst Jahre oder Jahrzehnte nach einer Infektion auftreten.