Afrika – unsere farbige Zukunft der Vermögensanlagen

Die Erweiterung der Welt für Kapitalanlagen ist der Markt in Afrika

Unvergleichliche christliche Kultur: sie prägt bis heute den größeren Teil Afrikas, und exakt dies ist die wohl beste Chance für Wirtschaftswachstum, die der Kontinent hat (Äthiopien).

„In 2004 erreichten Afrikas ausländische Direktinvestitionen eine Höhe von 14 Milliarden USD, 2014 waren es bereits 73 Milliarden USD! Im Jahr 2012 haben die Konzerne Coca-Cola und Unilever mehr als zehn Prozent ihrer Verkäufe in Afrika getätigt. Investoren in allen Erdteilen ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben.“ (vgl. Asfa-Wossen Asserate, äthiopischer Autor).  Er hat ein Buch vorgelegt: „Die neue Völkerwanderung“. Dessen Fakten und Vorgänge werden Wirtschaft und Börsen mit Nachhaltigkeit beeinflussen.

„Afrika gehört zu den Wachstumsregionen der Welt“, erklärte im Sommer 2014  Jeffrey Immelt, Vorstandsvorsitzender von General Electric. Dieser kündigte an, bis 2018 1,5 Milliarden Euro zu investieren. Größter Investor in Afrika ist China. „Zou chu qu“ („Schwärmt aus!“) ist deren 1996 verkündete Devise, bevorzugt nach Afrika! Innerhalb von zwei Jahrzehnten konnte China sein Handelsvolumen mit Afrika von einer Milliarde USD im Jahr 1992 auf 210 Milliarden USD in 2013 steigern. Die dortigen Investitionen Chinas betrugen 2014 etwa 32 Milliarden USD (chin. Handels-ministerium). Das bedeutet ein Zuwachs um das Zwanzigfache innerhalb von zehn Jahren. Inzwischen sind mehr als 2000 Firmen aus dem Reich der Mitte in Afrika aktiv. Die Zahl der chinesisch-afrikanischen Projekte ist auf über 8.000 angewachsen.

Die Chinesen erschließen Ölfelder im Sudan und Angola, investieren in die Kupferförderung in Sambia und betreiben Bergbau im Kongo, in Ghana und in Simbabwe. Sie betätigen sich in der Landwirtschaft und halten Milliarden-Anteile an der größten Bank Afrikas, der südafrikanischen Standard Bank. Sie bauen Straßen, Hafenanlagen, Staudämme, Krankenhäuser, Flughäfen, Universitäten und Fußballstadien. Aber sie tun dies nicht als Entwicklungshilfe. Die chinesischen Firmen unter staatlicher Lenkung sichern sich in Afrika Rohstoffe wie Erze, Metalle, Öl und Gas, die sie für ihre Industrie in China dringend brauchen, sowie Ackerland. Sie handeln pragmatisch und effektiv und kümmern sich wenig um Nachhaltigkeit, Umwelt- und Arbeitsschutz. Für ihre Investitionen stellen sie keine politischen Forderungen. In Angola stellte sich China mit einem Milliardenkredit gegen die Weltbank, die Korruption in dem Land vorgeworfen hatte. Chinesische Firmen bauen dafür Straßen, Eisenbahnlinien und ein Telekommunikationsnetz. Der Kredit wird durch die Lieferung von Öl getilgt. Nicht wenige afrikanische Politiker schätzen diesen Pragmatismus. Vertragsverhandlungen, die sich mit der Weltbank über fünf Jahre hinzögen, bis sie unterschriftsreif seien. Chinesen beenden solche Transaktionen innerhalb von drei Monaten.

Im Vergleich dazu fallen die europäischen Handelspartner zurück. Deutschland, Frankreich, Großbritannien rangieren unter „ferner liefen“. „Europa hat die Krone als wichtigster Investor verloren“, kommentierte die südafrikanische Investmentgesellschaft „Africa Investor“. Viele Infrastrukturprojekte auf dem afrikanischen Kontinent werden unter der Beteiligung neuer Partner initiiert: Tiefseehäfen in Kamerun und Guinea-Bissau, die Benguela-Eisenbahn in Angola, die Ölpipeline vom Tschad an den Atlantik, Staudämme im Sudan und in Äthiopien, Raffinerien in Nigeria, Wasserkraftwerke in Uganda und Sambia, Windkraftanlagen in Kenia und der größte Solarpark des Kontinents in Südafrika.

Afrika geht online:

Das Glasfaserkabelsystem Seacom verbindet den Süden und Osten Afrikas mit Europa und Asien. Für Ostafrika, das lange Zeit auf teure und langsame Satellitenverbindungen angewiesen war, bedeutet die schnelle Breitbandverbindung das Vernetzen mit der Welt. In Afrika breitet sich das Internet mit Vehemenz aus. Der Kontinent ist der am schnellsten wachsende Handy-Markt der Welt. 52 Millionen Afrikaner sind bei sozialen Medien wie Facebook aktiv. Das Internet trug 18 Milliarden USD zum afrikanischen BIP bei. 2025 – so die Prognosen von McKinsey – wird es in Afrika 360 Millionen Smartphones geben und 600 Millionen Internetnutzer. Die Gewinne aus dem E-Commerce werden bei 75 Milliarden Dollar liegen, und der Beitrag des Internet zum afrikanischen BIP wird jährlich auf 300 Milliarden USD wachsen.

In Kooperation mit Vodafone entwickelte Banking-Tool M-Pesa ein  Programm, das Überweisungen per Handy ermöglicht, ohne dass dafür ein eigenes Bankkonto nötig ist – eine revolutionäre Idee in einem Land, in dem nur 15 Prozent der erwachsenen Bevölkerung über ein Bankkonto verfügen. Die Ein- und Auszahlung des Geldes erfolgt über eigene Schalter in Tankstellen, Supermärkten, Kiosken oder Handyländen. 2007 eingeführt, verbreitete sich das System rasend schnell über das ganze Land. 2014 nutzten bereits 68 Prozent aller Handybesitzer in Kenia M-Pesa, über 900 Millionen Euro wurden damit bewegt. Nun tritt es seinen Siegeszug um die Welt an:

2014 führte es Rumänien als erstes Land in Europa ein, seit 2015 ist es auch in Albanien verfügbar. Ähnliche Systeme wie M-Pesa sind inzwischen auch in anderen afrikanischen Ländern erfolgreich, etwa in Nigeria, in Gabun und im Sudan.

Zu den internationalen Investoren gehört neben Goldman Sachs und dem französischen Telekommunikationsanbieter Orange auch das Berliner Unternehmen Rocket Internet. Mit intelligenten Mitteln versucht das Unternehmen Jumia, den afrikanischen Schwierigkeiten zu trotzen und sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen. Anders als der große Konkurrent aus Seattle beliefert es seine Kunden nicht direkt mit selbst importierten Gütern, sondern arbeitet mit Firmen vor Ort zusammen. Das entspricht den Vorgaben der UNO, die auf genossenschaftlichen Wegen die Grenzkosten minimieren will (Rifkin, J., Berater der EU). Diese liefern die Waren bei Bestellung an das Online-Warenhaus, und von dort werden sie an die Kunden weiterverschickt. Auf diese Weise erspart sich Jumia die Zollabfertigung der Waren – und Bestechungsgelder.

Der Kontinent hat das größte Wachstum von Start-ups weltweit. Viele der jungen afrikanischen Unternehmer im Kommunikationsbereich glauben an das Prinzip des „Leapfrogging“: Sie wollen auf dem  Weg zu mehr Wohlstand die Ressourcen verschwendenden Technologien der westlichen Industrieländer überspringen und mit „ihren“ neuartigen Ideen vorangehen.

Den Finanzberatern, Banken und Institutionen, die für Investitionen in Afrika werben, sind Superlative nicht fremd. Auch nicht der Weltbank, die alljährlich das „Reformland des Jahres“ kürt. In den letzten Jahren fanden sich darunter auch zwei afrikanische Staaten – Ruanda im Jahr 2010 und Marokko 2012. Doch bei allem Optimismus, den Finanzinstitute gerne verbreiten, sollten Investoren mit ihren Perspektiven nicht vergessen, dass sich die 54 Länder Afrikas in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden.

In den allermeisten Staaten fehlt es bis heute an guter Regierungsführung, Transparenz und Rechtssicherheit. Hoffnung und Elend liegen in Afrika bis heute nah beieinander.

Europa wird sich nicht abschotten können

„Afrika ist der Lackmustest, an dem sich Europas Humanität beweist“, (Horst Köhler, ehem. Bundespräsident), der sich für den Nachbarkontinent eingesetzt hat. Europa wird sich nicht abschotten können, wenn es sein Gesicht nicht verlieren will. Es muss seine Grundsätze und Ziele verteidigen – gegenüber den Ländern in seiner Gemeinschaft, die diese nicht mehr ernst nehmen wollen, ebenso wie gegenüber Afrika. Europa muss sich darüber klarwerden, dass es nur eine gemeinsame Zukunft geben kann – mit demokratischen Grundsätzen und einem fairen globalen Handel. Europa wird ein wenig von seinem Wohlstand abgeben müssen – kann aber mit nach europäischem Muster privat gesteuerten Investitionen neuen Wohlstand erringen.

Die über Aktienfonds möglichen Investitionen sind der Anfang. Individuelle Kapitalanlagen über Personengesellschaften weisen auf Perspektiven hin, die von Afrika ausgehen das von zurzeit einer Milliarde Bewohnern – davon aktuell 350 Millionen in der Mittelschicht – bis zum Endes des Jahrhunderts auf 4 Milliarden wachsen wird – bevor die „Wohlstandsrestriktion“ der Geburtentraten einsetzen wird.

Es wird vielleicht nicht so schnell gehen, wie sich das viele Ökonomen erhoffen. Aber sie werden auch in Afrika immer mehr: „selbstbewusste Bürger, die Arbeit haben, überwiegend in Großstädten leben, Wohnungen kaufen, Mittelklassewagen fahren und in die Ausbildung ihrer Kinder investieren – wie die Mittelschichtbürger in aller Welt“.

Der gemeinsame Weg ist mit Investitionen aus Europa zu gehen – mit sozialem Hintergrund. Das werden diese Menschen in dem Teil der Welt verstehen und bewerten können, denn bei ihnen ist der Homo sapiens entstanden, den wir heute in der Kenntnis, dass Hautfarbe eine biochemisch klimatisch definierte Ausprägung der gleichen Rasse, Mensch, verkörpert (Friedemann Schrenk, Goethe-Uni, Frankfurt). Bob Geldof, bekannt als Gitarist und Sänger, hat vor Jahren den Private-Equity Fund  „8 Miles“ aufgelegt. Die UBS bietet wie deutsche Banken Beteiligungsmöglichkeiten mit seriösen Perspektiven. Die Migration wird in der Zukunft nicht von Afrika angeheizt, wenn wir dort Kapital einsetzen und den Wert der dortigen Menschen nicht nur qualifiziert, sondern auch quantifiziert einschätzen.

Wenn wir, Afrikaner und Europäer, die Dinge gemeinsam beherzt und mit Zuversicht angehen, wird die Entwicklung für alle bereichernd sein – kulturell, menschlich und nicht  zuletzt ökonomisch. Fangen wir endlich damit an, es ist höchste Zeit (Asfa-Wossen Asserate, „Die neue Völkerwanderung“, Berlin 2016).

JPM

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