Insurtechs – Graumarkt Versicherer

Venture Capital für Start-ups im Versicherungssektor, Insurtechs genannt

Die Digitalisierung macht vor keinem Geldmarkt halt. Der Versicherungssektor gehört dazu, nimmt jedoch für sich in Anspruch virtuelle und monetäre Mittel zu (ver-)sichern. Abgesehen von der deutschen Assekuranz nehmen weltweit tätige Unternehmen das zur Kenntnis. Qualifizierte Informationen haben bis zum August 2016 über 50 Insurtech -Start-ups aufgezeigt. Versicherer nehmen dieses in der Branche parallele Wachstum nicht zur Kenntnis oder ignorieren es.

Bemerkenswert ist weiter, dass bis Ende 2015 etwa 27 Millionen Euro als Investitionen in Venture Kapital geflossen sind. Heute dürften 30 Millionen Euro deutlich überschritten worden sein. Investoren sind Wagniskapitalgeber, die mehrere „Finanzierungsrunden“ absolviert haben. Da auch im Sektor der FinTechs nur drei deutsche Versicherer engagiert sind, stellt sich die Frage, wie die Zukunft der Versicherungsgesellschaften aussieht, nachdem sie an anderer Stelle nicht mehr ausreichend Kapitalrendite erzielen um die Ansprüche ihrer Versicherungsnehmer erfüllen zu können. Sich auf die Rechtmäßigkeit zurückzuziehen dürfte ein untauglicher Versuch sein sich mit Selbstbeschäftigung zu entschuldigen. Mit Fokussierung auf eigene Infrastrukturen und Prozesse drohen Versicherern den Anschluss an neue Trends – hier: Insurtechs – zu verlieren.

Nun könnte der finanziell starke deutsche Bürger denken, dass dies doch allein dem Dilettantismus der Versicherungsgesellschaften zuzuschreiben sei. Dabei übersieht er als Kapitalanleger und Versicherungsnehmer das Risiko, dass technologische Versicherer einen Markt erobern und nicht zwingend im Sinne ihrer Kunden – mehr im Sinne des eigenen Gewinns – denken und arbeiten. Die Ergebnisse solcher Umbrüche am Anfang der siebziger Jahre sind nur noch wenigen älteren Fachleuten gegenwärtig. Der Hochmut des Finanzmarktes hat diesen und seine Kunden viel Geld gekostet – auch wenn er mit vergleichbaren Produkten ansetzen und bis heute mit Erfolg leben konnte. Die Bedenken richten sich gegen den Personenkreis, der wehrlose Kleinanleger über Technologien abzockt. Die digitalen Möglichkeiten schließen dabei auch Angriffe auf deutsche Anleger ein. Die Hintergründe sind nicht so einfach, die sich auf den ersten Blick zeigen.

Darin kann nicht das Interesse der Versicherer liegen, zumal ihnen die Start-ups früher sichere Erträge streitig machen. Die Digitalisierung verspricht Hoffnung auf operative Effizienz und Ertragsfelder. Versicherer müssen wie Bankinstitute lernen schneller und konsequenter auf die Bedürfnisse ihrer digital verwöhnten Kunden einzugehen (vgl. Uebing, M.).

Wie in Deutschland bekannt und üblich werden in vergleichbaren Situationen Studien von langer Hand vorbereitet, mit noch längerer Hand erstellt und irgendwann vorgestellt – im Zug der heutigen Zeit dann, wenn der Markt verlaufen ist und Versicherer in Existenznot geraten! Da hilft es nichts, wenn befragte Institute in Insurtechs relevante Chancen für die etablierte Branche erkennen.

Der überwiegende Teil der Versicherer will den Insurtech -Markt beobachten, was einen an der aktuellen Situation gebildeten Unternehmer in Zweifel setzen würde. Die Beobachtung besteht bei der Mehrheit der Betroffenen in Beobachtung der Fachpresse – d. h. was ohne Kritik „in der Zeitung steht“. Zu den Beobachteten zählen Vergleichsportale, digitale Makler, Apps für Vermittler, Instrumente zur Unterstützung von Prozessen oder Schadenmanagement. Erhellungen sind in der Branche daraus noch nicht erwachsen (ZEB).

Einige Gesellschaften haben am Rande Prozesse und Maßnahmen angestoßen und digitale Dienstleistungen am Versicherungsmarkt durchsetzen zu können. Sie befinden sich in der Minderheit. Der Rest der Branche ist passiv und wartet ab. Das erinnert an Geschichten vor Jahrtausenden: Ansammlungen von Hütten hatten sich mit einer Mauer zum Schutz vor negativen Aspekten von außen umgeben und die sich entwickelnde Außenwelt ignoriert. Es erinnert auch an die Humanevolution auf der Insel Flores, auf der Menschen – ohne Angriffe von außen – vor 100.000 Jahren nur noch eine Körpergröße von einem Meter erreichten. Beide Entwicklungsformen sind ausgestorben.

Wenn wir das bewegte Leben außerhalb der Institutionen anschauen, erkennen wir, dass es Gefahren beinhaltet, die aus der Digitalisierung resultieren. Für Investoren und Versicherungsnehmer lässt sich dieses Risiko mithilfe der etablierten Unternehmen einschränken – wenn diese die Kompetenz besitzen und sich an begleitenden Maßnahmen beteiligen.

Heute vertrauen die Institutionen auf ihre bestehenden Geschäftsmodelle und propagieren dies. Innovationen – welch Begriff der Verwegenheit – sollen nur übernommen werden, wenn sie am Markt durchgesetzt worden sind. Das lässt sich anders formulieren: wenn der Markt verlaufen ist!

Die „Verbesserung des Kundenerlebnisses“ bleibt mit allen Schwächen und Gefahren neuer Ideen kampflos bei den Insurtechs. Auch hierfür gibt es eine bessere Formulierung:

Die Investoren und Versicherungsnehmer, kurz: Kunden, werden im Stich gelassen.

JPM

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