Kleinanleger haben den Suezkanal finanziert

Last Updated: Dienstag, 08.11.2016By Tags: ,

Die Erweiterung des Kanals klang wie eine sichere Investition – nun ins Grau des Wassers

Der Kanal spart seit Ende des 19. Jahrhunderts Tausende von Seemeilen für Schiffe, die nach Indien und die dahinterliegenden asiatischen Staaten wollen. Voraussetzung: Die Schiffe dürfen nicht so groß sein. Zu seiner ursprünglichen Eröffnung hat Verdi die Oper Aida geschrieben und zum Fest uraufgeführt. Nach einigen Jahrzehnten musste der Kanal stetig erweitert werden.

Die strategische Bedeutung für Ägypten hat sich seit 1869 stetig vergrößert. Für die Reedereien ist Zeit kostbar; für Ägypten ist der Suezkanal Devisenbringer. In den letzten Jahrzehnten stand wieder eine Erweiterung an. Mehr als 8 Milliarden Dollar waren zu investieren. Die Transitgebühren sollten pro Jahr von fünf auf fast 14 Milliarden Dollar steigen. Was lag näher als private Investoren zu suchen und schnell zu finden. Im August 2015 wurde der neue Abschnitt mit 35 km eröffnet. Die Passage für Schiffe sollte dadurch um sieben Stunden sinken. Gleichzeitig sollte sich die Zahl der Schiffe für diesen nunmehr günstigeren Weg verdoppeln.

Die Wahrheit: Nichts ist davon eingetroffen! Das Prestigeobjekt belastet Regierung und Finanziers. Arglose Menschen erwarten, dass solche Finanzierungen von einem oder mehreren Staaten gewährt werden. Damit wären Eigentumsrechte der Regierung vermindert worden. Ägypten hat den günstigeren Weg gewählt und Kleinanlegern Investitionszertifikate ohne Anspruch auf Miteigentum übertragen. Die freuten sich über die Ausschüttung von 12% pro Jahr und Rückzahlung in 2019.

Die Regierung haftet – aber kann sie zahlen? Sicher ist, dass die ursprüngliche Kalkulation nicht aufgeht. Im Durchschnitt fahren täglich etwa 50 Schiffe durch den Kanal. Das ist nicht mehr als vor der Erweiterung! Die Projektplaner haben sich verrechnet. Weder können Renditen pünktlich gezahlt noch die Investition amortisiert werden. Es sind weitere Projekte in der Planung, die dem Suezkanal Schiffe abziehen werden. Hinzukommt, dass Reeder aufgrund von Unsicherheiten die Südspitze Afrikas umrunden. Selbst Rabatte von bis zu 50% helfen nicht. Die jüngste Erweiterung des Kanals ist ein Fiasko, das die Regierung verwaltet.

Die Kleinanleger haben den Schaden zu tragen – und sie kommen aus vielen Ländern.

JPM

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